DOCUmedia präsentiert: Die Hitliste der nachhaltigen Baustoffe

Nachhaltiges Bauen liegt voll im Trend. Auch in öffentlichen Ausschreibungen spielen sozio-ökologische Kriterien immer öfter eine Rolle. Das ist prinzipiell gut und richtig, allerdings hält nicht jeder vermeintlich nachhaltige Baustoff, was er verspricht. Wir sehen in diesem Beitrag einige Materialien genauer an. Die Frage ist: Welche Baustoffe bestehen den Nachhaltigkeitstest?

Unsere „Hitliste der nachhaltigen Baustoffe“ bezieht sich auf drei Prinzipien:

  • Schutz des Ökosystems
    Hier geht es vor allem um die Umweltfreundlichkeit der verwendeten Baustoffe, die biologisch abbaubar oder wiederverwertbar sein sollten. Auch kurze Transportwege spielen eine wichtige Rolle.
  • Schonung natürlicher Ressourcen
    Nachhaltigkeit bedeutet auch, dass Bau- bzw. Rohstoffe natürlichen Ursprungs sind und in der Natur nachwachsen. Energieeffizienz und die Langlebigkeit des Baus sind weitere Kriterien für die Ressourcenschonung.
  • Optimale Wohngesundheit
    Nachhaltige Baumaterialien sorgen für ein angenehmes, schadstofffreies Raumklima. Der Heizaufwand wird minimiert.
Naturstein

Nummer 1: Naturstein

Grundsätzliches: Naturstein bezeichnet Gesteine, die in der Natur vorkommen. In der Baubranche werden unterschiedliche Gesteinsarten eingesetzt, allen voran Marmor. Doch auch Granit und Sandstein sind sehr beliebt.

Einsatzbereiche: Natursteine geben Bauten eine besondere Optik. Langlebig und nicht brennbar, eignen sie sich etwa als Außenmauern, Zierelemente im Garten, Bodenbeläge, Wandverkleidungen, Treppenstufen oder Arbeitsplatten.

Nachhaltigkeitsfaktor: Mit Naturstein als Baustoff ist man in puncto Nachhaltigkeit fast (!) immer auf der sicheren Seite. Wenig Energieaufwand bei der Gewinnung und Verarbeitung, hervorragende Wärmedämmeigenschaften im Einsatz, mehrfach recycelbar (am Ende zumindest noch als Schotter für den Straßenbau) und problemlose Rückführung in den natürlichen Stoffkreislauf – all das spricht für dieses Material. Einzige Einschränkung: Preisbedingt wird statt heimischem Naturstein immer öfter Material aus asiatischen Steinbrüchen verbaut. Die dortigen Sozial- und Umweltbestimmungen liegen meist deutlich unterhalb der mitteleuropäischen Standards.

Nummer 2: Lehm

Grundsätzliches: Lehm wird oft zu Ziegeln verarbeitet, kann aber auch in seiner Urform genutzt werden.

Einsatzbereiche: In seiner Reinform wird Lehm vor allem im Innenbereich verwendet, sei es als Stampflehmbauteil, Platte oder feiner Putz.

Nachhaltigkeitsfaktor: Lehm ist natürlich und in unserer Region verfügbar, wiederverwertbar, ein guter Wärmespeicher und schafft ein angenehmes Raumklima. Er sollte allerdings vor Feuchtigkeit und Frost geschützt werden, für den Außeneinsatz sind daher zusätzliche Maßnahmen nötig, die die Nachhaltigkeitsbilanz ein wenig trüben.

Nummer 3: Holz

Grundsätzliches: Wer an nachhaltiges Bauen denkt, dem kommen wohl zunächst Holzbauten in den Sinn. Holz ist leicht, trotzdem strapazierfähig und lässt sich mit wenig Aufwand gewinnen und verarbeiten.

Einsatzbereiche: Das seit Jahrtausenden bewährte Material ist nahezu universell einsetzbar – von Außenfassaden, Wänden und Dachkonstruktionen über Decken und Böden bis zu Türen und Fenstern.

Nachhaltigkeitsfaktor: Holz kommt im Alpenraum in großen Mengen vor, wächst nach und bindet das Treibhausgas CO2. Am Ende seines Lebenszyklus kann es zur thermischen Energiegewinnung genutzt werden. Aus der Entsorgungsperspektive ist die Vermengung von Holz mit anderen Baustoffen problematisch. Und ohnehin klar ist, dass nur die Verwendung einheimischer Hölzer nachhaltig ist (im Gegensatz etwa zu Tropenhölzern aus Urwaldbeständen).

Ziegel

Nummer 4: Ziegel

Grundsätzliches: Klassische Ziegel bestehen aus den natürlichen Rohstoffen Kalk, Sand, Ton und Lehm. Modernere Varianten können auch Zusatzstoffe wie Sägemehl enthalten.

Einsatzbereiche: Aufgrund hervorragender Wärme- und Schalldämmeigenschaften sind Ziegel besonders als Wandbaustoff beliebt.

Nachhaltigkeitsfaktor: Außenmauern aus Ziegeln sind besonders widerstandsfähig. Positiv in puncto Nachhaltigkeit ist auch die Recyclingfähigkeit des Materials – Abbruch-Ziegel können teilweise wiederverwendet werden, kommen aber auch als Unterbau von Straßen zum Einsatz. Das große Aber ist die Energieintensität der Ziegelherstellung, dabei werden zudem Staub und auch schädliche Gase freigesetzt.

Nummer 5: Hanf

Grundsätzliches: Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Ursprünglich zu Seile und Textilien verarbeitet, werden die Vorteile dieser Pflanze – Reißfestigkeit, CO2-Speicherung, Schädlingsresistenz und Brandschutz (Brandschutzklasse B1) – heute auch in Gebäuden genutzt. Hanffasern werden meist zu Dämmmatten verarbeitet, die verholzten Schäben zu festen Platten.

Einsatzbereiche: Als Dämmstoff eignet sich Hanf für Wand, Dach und Boden. Oft wird Hanf auch mit Lehm bzw. neuerdings mit Naturkalk kombiniert und zu Ziegeln gepresst. Damit kann man auch Mauern und Wände errichten, die nicht mehr zusätzlich gedämmt werden müssen.

Nachhaltigkeitsfaktor: Hanf ist eine schnell wachsende Pflanze, die durch ausgezeichnete Dämmeigenschaften den Heizbedarf und die damit verbundene Umweltbelastung reduziert. In seiner Urform ist sie auch gut recycel- oder kompostierbar – schwerer wird das nur, wenn der Baustoff mit synthetischen Fasern angereichert wird

Schafwolle

Nummer 6: Schafwolle

Grundsätzliches: Schafwolle ist ein jährlich anfallendes Nebenprodukt der Tierhaltung. Wie beim Schaf selbst dient sie auch in Gebäuden als Wärme- und Kälteschutz.

Einsatzbereiche: Neben Hanf, Kork (siehe unten), Flachs, Schilf und Stroh zählt Schafwolle zu den klassischen nachhaltigen Dämmstoffen. Einsatzgebiete sind Dächer, Wände, Decken und Außenfassaden.

Nachhaltigkeitsfaktor: Im „Hausgebrauch“ geht kaum etwas über Schafwolle. Wärmedämmung, Hitzeschutz, Feuchtigkeitsausgleich, Luftreinigung und Schallschutz, in all diesen Bereichen erzielt der Dämmstoff Bestwerte. Die Nachhaltigkeitsbilanz hängt allerdings auch vom Tierwohl bei der Haltung und Schur ab. Sicher ist, dass der Verarbeitungsprozess recht aufwendig ist. Die Entsorgung dagegen ist unproblematisch, da es sich im Prinzip um ein biologisch abbaubares Produkt handelt.

Nummer 7: Kork

Grundsätzliches: Kork ist eigentlich die Rinde der Korkeiche, deshalb aber nicht unbegrenzt verfügbar. Die Pflanze gedeiht nur in wenigen Regionen der Erde, vor allem im westlichen Mittelmeerraum und Nordwestafrika, außerdem liefert jeder Baum das begehrte Material nur im Zehn-Jahres-Rhythmus. Kork als Baustoff ist nach wie vor ein Nischenprodukt – rund 70 Prozent der jährlichen Ernte werden zu Wein- und Sektkorken verarbeitet.

Einsatzbereiche: Kork wird vor allem als Bodenbelag verwendet und überzeugt dort durch natürliche Optik und sehr gute Schalldämmung. Als Dämmstoff ist er zwar auch gut geeignet, in puncto Wärmedämmwirkung sind Hanf und Schafwolle dem Mitbewerber allerdings eine Korkenlänge voraus.

Nachhaltigkeitsfaktor: Korkprodukte kommen ohne Bindemittel oder chemische Zusätze aus. Sie stehen für Wohngesundheit und schneiden auch beim Brandschutz gut ab. Auch bei der Herstellung gab es Fortschritte, trotzdem ist sie noch sehr aufwendig. Dafür – ein großes Plus – ist das Material zu 100 Prozent recycelbar.

Ein nachhaltiges Fazit

Auch wenn es im ersten Moment vielleicht unbefriedigend ist: Es gibt per se keinen guten oder schlechten nachhaltigen Baustoff. Die Tauglichkeit für den Gebäudebau wird maßgeblich von Verarbeitung und Einsatzbereich bestimmt. Generell lässt sich aber festhalten, dass nachhaltige Baustoffe ihren synthetischen Alternativen um nichts nachstehen.

Wie nachhaltig die nachhaltigen Baumaterialien wirklich sind, hängt primär vom konkreten Produkt ab. Klar ist allerdings, dass sich die Beurteilung nicht auf die Frage beschränken darf, ob ein Rohstoff in der Natur vorkommt. Die Nachhaltigkeitsbilanz umfasst den gesamten Zyklus von Gewinnung bzw. Abbau über Verarbeitung und Nutzung bis zur Wiederverwertung oder Entsorgung.

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